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„How to build a snow shelter“ – eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde

„How to build a snow shelter“ – eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde

„How to build a snow shelter“ – eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde

Erfahrungsbericht von Laura Z.

Wie die Überschrift bereits sagt und ich auch schon in einem meiner anderen Berichte angekündigt hatte, teile ich hier meine bis jetzt außergewöhnlichste Erfahrung innerhalb der Outdoor Aktivitäten der VIU: „How to build a snow shelter“!

Das erste, was mir in den Sinn kam, als ich von der Chance hörte, mein Auslandssemester in Kanada zu verbringen, war raues Wetter, Wintersport sowie Eis und Schnee. Warum also nicht eine Nacht in der verschneiten Wildnis verbringen? Am Vorabend packte ich meine Sachen – mit gemischten Gefühlen aus Neugier, Vorfreude und ein wenig Bedenken. Wie konnte ich mich am besten auf den morgigen Wochendausflug vorbereiten? Immerhin werde ich die ganzen Tage in der wilden kanadischen Schneelandschaft irgendwo auf Mount Washington verbringen, fern von anderen Menschen (bis auf meine Gruppe), jeglicher warmen Unterkunft, einem gemütlichen Bett, frischen Sachen – von einem Badezimmer ganz zu schweigen. Ich las den Wetterbericht: Schnee. Natürlich.

Am frühen Morgen ging es los, Treffpunkt war wie so üblich das Gym. Mit bereits diversen Sport und Outdoorhosen und vier bis fünf Oberteilen/Jacken am Körper ging es los. In meinem Rucksack befanden sich zu diesem Zeitpunkt noch extra Kleidung, Socken, Schneehandschuhe, Tages- und Nachtverpflegung sowie heißer Tee in einer Thermoskanne, eine warme Kopfbedeckung, Sonnenbrille und natürlich meine Kamera. Nach Anwesenheitskontrolle verstauten wir unsere Sachen in dem VIU Van, bevor wir mit wichtigem Equipment, darunter Schneeschuhen, Schaufeln, Sägen, Stirnlampen, Gamaschen gegen Schnee, Schlafsäcken und mit diversen isolierten Matten ausgestattet wurden.

Unsere Destination war Mount Washington, zu dem wir circa anderthalb Stunden fuhren. Auf dem Parkplatz des Alpine Resorts schnappten wir unsere Ausrüstung und schnallten unsere Schneeschuhe an. Vorbei an Skifahrern und Wanderern, die innerhalb des regulären Bereichs bleiben, machten wir uns auf in die weiße unendliche Weite. Fernab von jedem Wanderweg bahnten wir uns den Weg durch die unberührte Schneelandschaft. Nach circa einer halben Stunde durch den Schnee erreichten wir einen geeigneten Platz, um unser Basislager aufzuschlagen. Inzwischen war es Mittag und Zeit für einen Snack. Währenddessen bekamen wir von unserem Guide eine Einführung in das Bauen von Snow Sheltern. Hier konnte sich jeder individuell aussuchen, welche Art von Shelter er/sie bauen wollte. Ich entschied mich für eine Art Iglu, in dem ich alleine übernachten wollte. Mit Schaufel und Säge machte ich mich auf die Suche nach einem geeigneten Ort und fing an mit dem Bau.

Dass dieser Ausflug nichts für weniger konditionierte couch potatoes ist, war mir bewusst – deshalb habe ich ihn auch gewählt. Jeder, der sich hierfür einschreibt, sollte eine sehr gute Kondition haben, zumal der Bau des Iglus (vor allem, wenn man sich entscheidet, alleine eins zu bauen) mehrere Stunden in Anspruch nimmt und ziemlich kräftezehrend ist. Natürlich kommt es immer auf die Größe des Snow Shelters an. Ich persönlich habe mich für ein für eine Person verhältnismäßig großes Iglu entschieden. Dafür waren dementsprechend riesige Blöcke notwendig, die ich mittels Säge aus Schnee und Eis schneiden musste. Bei einer Breite von bis zu einem Meter sowie Tiefe von dreißig Zentimetern kann man sich ungefähr vorstellen, welches Gewicht zu tragen war. Des Weiteren sollte man wissen, worauf man sich einlässt. Einmal im Schnee gibt es „kein Zurück“ mehr in warme Räumlichkeiten oder Ähnliches.

In den Bergen wird es schnell dunkel. Nach getaner Abend (fünf Stunden reinen Bauens!) wurde es Zeit für Abendbrot. Wie mir in der Email vom Outdoor Team mitgeteilt wurde, wurde empfohlen, möglichst viele kalorienhaltige und proteinhaltige Lebensmittel zu sich zu nehmen, um den Körper die durch den Iglubau verloren gegangenen Nährstoffe und Fette wiederzugeben. Heißt: Bananen, Pasta, Nüsse und Proteinriegel.

Es war ein anstrengender Tag. Es tat gut, abends zusammen in unserem Basislager zu sitzen, sich zu unterhalten und zusammen zu lachen – vor allem, wenn verschiedene Nationalitäten da sind. Nach Fertigstellung des Snow Shelters legte sich jeder schlafen. Bereits beim Bau habe ich mich gefragt, wie es wohl ist, darin zu schlafen. Ich rollte die isolierte Matte aus, pustete die „Matratze“ auf und platzierte meinen Schlafsack. Da ich mein Iglu groß gebaut hatte, konnte ich bequem darin sitzen. Innen war es nicht nur ein wenig wärmer, ich fühlte mich geschützt und erleichtert, dass die Schneemassen über mir hielten! Ich war glücklich und stolz darauf, was ich geschafft hatte. Die Nacht konnte kommen. Wie das Outdoor Team von der VIU in der E-Mail geschrieben hatte, war warme Kleidung das A und O. Mit mehreren Schichten Kleidung ging ich schlafen. Das Gefühl war einmalig. Diese Stille, die Dunkelheit, die (zunächst noch angenehme) Kälte und die reine Bergluft überzeugten mich davon, wirklich in der Natur zu sein. Natürlich konnte ich nicht direkt einschlafen – ich war noch zu aufgeregt und musste die Erlebnisse des Tages erstmal verarbeiten.

Je später es wurde, desto kälter wurde es und die Nacht wurde länger als gedacht. Ohne Bewegung kühlt der Körper schnell aus. Ich schlief nicht sonderlich gut – immer wieder wachte ich aus dem Halbschlaf auf. Es war unglaublich kalt. Zum Glück hatte ich noch den Tee aus meiner Thermoskanne vom Vortag bei mir, der immer noch warm war. Mittlerweile schlief ich mit unglaublichen sechs Kleidungsschichten und Mütze. Da ich immer wieder aufwachte, beschloss ich, am frühen Morgen wach zu bleiben, um den Sonnenaufgang zu sehen.

„How to build a snow shelter“ ist eine einmalige Erfahrung gewesen, die ich nicht vergessen werde. Ich kann es nur jedem empfehlen, der auf Abenteuer und Natur aus ist. Es lohnt sich in jeder Hinsicht und ist eine Erfahrung, die euch sehr viel bietet. Natürlich ist dieser Ausflug auch mit viel Arbeit und Anstrengung verbunden, doch das macht das Ganze meiner Meinung nach umso wertvoller. Nach diesem Event werdet ihr euer Bett zu Hause mit anderen Augen betrachten.