Mein Auslandssemester in Kanada war eine unvergessliche Zeit voller neuer Erfahrungen, Herausforderungen und wertvoller Erkenntnisse. Von der Vorbereitung und Anreise über die akademischen Inhalte bis hin zu Freizeitaktivitäten war jede Phase bereichernd und lehrreich.
Vorbereitung
Die Vorbereitung auf das Semester war zeitaufwendig, aber notwendig, um alles reibungslos zu gestalten. Der erste Schritt war das Buchen der Flüge. Ich habe darauf geachtet, direkt Hin- und Rückflüge nach Vancouver Island zu organisieren, wobei flexible Tickets wichtig waren, falls es zu Änderungen kommen sollte. Vom Festland auf die Insel zu gelangen, erfordert eine Fähre oder einen kurzen Inlandsflug, was bei der Planung berücksichtigt werden musste.
Wichtige Einreiseformalitäten wie das Beantragen eines Electronic Travel Authorization (ETA) liefen problemlos online. Besondere Impfungen waren nicht erforderlich, dennoch überprüfte ich meinen Reisepass und Impfpass, um sie gegebenenfalls zu erneuern. Eine VISA-Kreditkarte ohne hohe Auslandseinsatzgebühren war ebenfalls hilfreich, da sich diese Kosten bei längeren Aufenthalten und größeren Ausgaben summieren können, etwa bei Studiengebühren oder Reisen.
Die Wohnungssuche war ebenfalls ein wesentlicher Punkt. Ich entschied mich, ein Haus mit zwei kanadischen Mitbewohnern und meiner Freundin, die ebenfalls aus Deutschland kam, zu teilen. Unser Zuhause lag etwa drei Kilometer von der Universität entfernt und war praktisch gelegen, auch wenn die Häuser auf Vancouver Island anders sind, als ich es gewohnt war – sie sind oft hellhörig und kühlen schnell aus. Es war lustig und bereichernd, mit zwei kanadischen Mitbewohnern zusammenzuwohnen, auch wenn sich unsere Vorstellungen von Sauberkeit unterschieden. Die gemeinsamen Erlebnisse und Gespräche haben mir viele neue Perspektiven eröffnet, und ich werde den Alltag mit ihnen sehr vermissen.
Beim Packen sollte besonderen Wert auf funktionale Kleidung gelegt werden, da das Wetter auf Vancouver Island unberechenbar ist – ich hatte nicht die richtige Kleidung dabei. Elektrogeräte wie Föhn und Co. sollten auf die kanadische Spannung überprüft werden – mein eigener funktionierte dort nicht, aber die meisten Unterkünfte stellen solche Dinge zur Verfügung.
Anreise und Ankunft
Die Anreise verlief reibungslos, und ich war überrascht, wie viele Deutsche ich bereits auf dem Weg traf. Nach der Ankunft in Nanaimo war ich beeindruckt von der bergigen Landschaft und der freundlichen Atmosphäre. Die Busverbindungen auf der Insel waren nicht optimal, und Tickets mussten oft bar bezahlt werden, es sei denn, man besorgte sich Wertmarken an der Universität, die mit Karte bezahlt werden konnten.
Akademisches Leben an der Vancouver Island University (VIU)
Die Vancouver Island University war der Mittelpunkt meines Aufenthalts. Die Einführungswoche vor Semesterbeginn war eine tolle Gelegenheit, die Universität und ihre Angebote kennenzulernen. Es gab zahlreiche Events und Informationsstände, die über Clubs, Sportangebote und Unterstützung am Campus informierten. Besonders beeindruckt war ich vom Gemeinschaftsgefühl, das durch kleine Aktionen wie ein Marshmallow-Feuer zu Nikolaus oder andere Campus-Events gestärkt wurde.
Kurse und Studienerfahrungen
Ich habe verschiedene Kurse belegt, die nicht nur für mein Studium relevant waren, sondern auch meinen Horizont erweitert haben:
MARK 360: Social Media Marketing
Dieser Kurs behandelte aktuelle Social-Media-Praktiken, einschließlich demographischer und technologischer Forschung, Social Listening und der Analyse von Social-Media-Metriken. Obwohl das Thema spannend war, empfand ich die dreistündigen Sitzungen als etwas anstrengend. Dennoch war der Kurs lehrreich, besonders wenn man in diesem Bereich arbeiten möchte.
ECON 350: Labour Economics
Dieser Kurs fokussierte sich auf die Dynamiken des kanadischen Arbeitsmarktes, einschließlich Themen wie Mindestlohn, Arbeitsmobilität und Gewerkschaften. Obwohl die Inhalte stark auf Kanada bezogen waren, konnten die Modelle und Ansätze leicht auf Deutschland übertragen werden. Der interaktive Unterricht mit Case Studies und Debatten hat mir besonders gut gefallen.
ECON 305: Money, Banking and Financial Institutions
In diesem Kurs wurden die Verbindungen zwischen Wirtschaft und Finanzwelt analysiert. Obwohl die Berechnungen zunächst herausfordernd waren, half der Kurs, finanzwirtschaftliche Prinzipien in einem größeren wirtschaftlichen Kontext zu verstehen.
PSYC 111: Contemporary Psychology
Dieser Kurs war ein Highlight meines Semesters. Die Themen reichten von Wahrnehmung und Lernen bis zu Motivation und Emotion. Er half mir nicht nur, die Wissenschaft hinter menschlichem Verhalten besser zu verstehen, sondern auch, mich selbst und mein Umfeld besser einzuschätzen.
MGMT 292: Organizational Behavior
Hier lernte ich, wie Verhalten in Organisationen individuelle Beziehungen und Gruppenleistungen beeinflusst. Der Kurs bot wertvolle Einblicke in das Management von Organisationen und die Dynamik zwischen Menschen in Arbeitsumfeldern.
Die Prüfungen waren vielfältig – von Midterms über kleinere schriftliche Arbeiten bis hin zu Gruppenpräsentationen. Es war wichtig, frühzeitig mit der Vorbereitung zu beginnen, da es keine Abstimmung zwischen den Kursen gab und es passieren konnte, dass mehrere Prüfungen in einer Woche stattfanden.
Kosten und Finanzen
Die Lebenshaltungskosten in Kanada waren hoch, besonders bei Lebensmitteln. Apps wie Too Good To Go und Rabattaktionen bei Lieferdiensten wie HelloFresh, Doordash oder Uber Eats halfen, die Kosten zu senken. Die Studiengebühren betrugen umgerechnet etwa 7.870 Euro, und die Preise für Bücher waren ebenfalls hoch, aber Professoren bieten oft Alternativen an, wie das Ausleihen von Exemplaren.
Für Lebensmittel habe ich ungefähr 250€ monatlich ausgegeben, allerdings habe ich auch oft in der Mensa oder auswärts gegessen, da es so einfacher war, besonders wenn es um frisches Essen ging. Lebensmittel habe ich immer zusammen mit meiner Mitbewohnerin über Doordash bestellt, da wir sonst alles mit Bus hätten transportieren müssen, was große Umstände und einen hohen Zeitaufwand gefordert hätte.
Freizeit und Reisen
In meiner Freizeit habe ich so viel wie möglich von Kanada erkundet. Ein Highlight war ein Trip in die Rockies, organisiert von der Students Union. Wir besuchten Banff, Lake Louise und andere beeindruckende Orte. Whale Watching und Bärenbeobachtungen waren weitere Highlights. Die Natur auf Vancouver Island ist atemberaubend, und ich empfehle jedem, Tofino und Campbell River zu besuchen. Auch Nanaimo bietet wunderschöne Natur wie den Cable Bay Trail oder Mt. Benson.
Generell haben wir auch im August noch das warme Wetter ausgenutzt und sind entweder am Departure Bay ins Meer gegangen oder im Westwood Lake geschwommen. Nanaimo bietet nicht viele Möglichkeiten, um wirklich feiern zu gehen, aber wir hatten so unsere Spots, entweder der Old City Station Pub – der auch unheimlich gutes Essen anbietet – oder die Terminal Bar, jedoch schließt alles dort um 2 Uhr nachts.
Ein weiteres unvergessliches Erlebnis war ein Canucks-Spiel, das eine unglaubliche Atmosphäre hatte. Wir besuchten das Spiel den Abend vor meinem Rückflug, es war der perfekte Abschluss für solch ein erlebnisreiches Auslandssemester.
Fazit
Mein Auslandssemester an der Vancouver Island University war eine unglaubliche Erfahrung. Die Kombination aus akademischen Herausforderungen, neuen Freundschaften und unvergesslichen Reisen hat mir nicht nur viel Wissen, sondern auch persönliche Entwicklung gebracht. Ich kann jedem ein Semester in Kanada nur wärmstens empfehlen!