Meine Auslandssemester an der VIU
Ich bin Davina und habe im Wintersemester 2022 mein Auslandssemester an der Westküste Kanadas gemacht, um genauer zu sein in Nanaimo auf Vancouver Island, BC.
Bevor mein Auslandssemester begann, bin ich noch ein wenig durch Kanada gereist und schließlich eine Woche vor Unibeginn in Nanaimo angekommen.
In dieser Woche war ich zum einen beim Whale Watching und habe aus sicherer Distanz Orcas und Buckelwale gesehen! Ansonsten gab es erste Treffen mit anderen Deutschen im Old City Pub im Ortskern von Nanaimo, mit denen man sich schon mal austauschen konnte.
Als es losging, wurde für alle internationalen Studierenden ein Einführungsprogramm veranstaltet – mit Campustour (und Spielen), Willkommensveranstaltung und einer Abendveranstaltung.
Generell gab es ein großes Angebot an Sportkursen, Aktivitäten wie Paintball und Trips, die man buchen konnte. Viele der Internationals meldeten sich für das Hallenfußballturnier an, und so saßen wir jede Woche dienstagabends da und feuerten unsere Leute an.
Vorab konnte man sich seine Kurse aussuchen und erhielt (wenn möglich) verschiedene Varianten des Stundenplans, aus denen man sich dann eine Version aussuchen konnte. Am Anfang war ich etwas verwirrt, weil Kurs A und Kurs B direkt hintereinander angeordnet waren, ohne Pause den Raum zu wechseln. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass die Dozierenden den Unterricht 10 Minuten früher beendeten, sodass genug Zeit blieb, den Raum zu wechseln.
Aufgrund der Lage der VIU bleibt man auch fit! :) Der Campus liegt am Berg, weshalb teilweise viele Treppen rauf und runter muss, um zum richtigen Gebäude zu kommen. Ich war positiv überrascht, dass es überall Rampen für Menschen mit Rollstuhl gab.
Für die Mittagspause gibt es eine Kantine, in der man verschiedene Gerichte oder Kleinigkeiten kaufen kann. Sehr lecker waren die verschiedenen Bowls (falls es die noch gibt). Wer also nicht jeden Tag vorkochen möchte, findet dort auf jeden Fall etwas.
Nachmittags bleibt einem manchmal nichts anderes übrig, als noch etwas für die Uni zu machen. Dafür kann man sich beim Starbucks direkt an der Bibliothek schnell einen Kaffee holen und koffeingetränkt noch ein oder zwei Stunden arbeiten. Es gibt zum einen Computerplätze, falls man etwas drucken muss, Gruppen- und Einzeltische und Räume, die man buchen kann, um dort Gruppenarbeiten zu machen. Im oberen Stock gibt es ebenfalls Sitzplätze, teilweise mit schönem Ausblick über Nanaimo hinweg aufs Wasser und, je nach Sicht, auf die Berge in der Ferne.
Aber keine Sorge: Man hat zwar einiges zu tun, aber die Ansprüche sind nicht so hoch wie in Deutschland. Mit moderatem Aufwand bekommt man gute Noten, und viele Dozierende freuen sich, deutsche Studierende im Unterricht zu sehen. Grundsätzlich verlassen sich aber viele Dozierende immer noch auf klassische Lehrmethoden, das bedeutet, man muss je nach Kurs viele Kapitel lesen und selbst erarbeiten – aber nichts, das nicht zu schaffen wäre.
Das Semester hat auch Midterms Anfang Oktober, bei denen man in einigen Fächern Klausuren schreibt, die zu einem gewissen Prozentsatz in die Endnote einfließen. Auch diese Klausuren sind nicht übermäßig anspruchsvoll und gut zu meistern. Wenn man sich ab und zu mit den Themen beschäftigt, kommt man gut und einfach durch.
Im Endeffekt waren wir jedes Wochenende unterwegs – entweder auf Vancouver Island selbst, in Whistler oder mal eben schnell runter nach Seattle, um ein Footballspiel der Seahawks zu schauen.
Im November hat man zusätzlich eine „Study Week“. Natürlich soll man in dieser Woche eigentlich seine Aufgaben für die Uni abarbeiten, aber alle von uns waren im Endeffekt irgendwo im Urlaub. Die einen flogen für eine Woche nach Hawaii; ich selbst war in San Francisco und im Yosemite National Park, andere fuhren in die Rockies.
Unter der Woche traf man sich donnerstags im Students‘ Pub, um einen Pitcher für 15 $ mit Freunden zu trinken und eventuell den Kanadiern die „gute, deutsche Kultur“ in Form einer Performance von „Atemlos“ zu demonstrieren.
Ein Wochenende verbrachten wir noch einmal in Whistler und den nicht weit entfernten Joffre Lakes. Die Wanderung zum höchsten See war wunderschön, und am Ende gingen wir tatsächlich „Eisbaden“ im Gletschersee und schwammen eine kleine Runde. Gerade als wir auf dem Rückweg waren, lief am Straßenrand ein Braunbär entlang – eine wirklich tolle Erfahrung. Nur ein paar Wochen später sahen wir bei einer Wanderung auf Vancouver Island auf der anderen Flussseite eine Bärenmutter mit ihren zwei Jungen – da hielten wir dann doch lieber Abstand.
Abgesehen vom Wandern auf Vancouver Island kann man natürlich auch verschiedene Orte besichtigen. Zum Beispiel Tofino, einen bekannten Surferort, in dem einige von uns auch einen Surfkurs machten. Fährt man in den Süden, kommt man nach Victoria, der Provinzhauptstadt von British Columbia. Gerade in der Vorweihnachtszeit ist es eine schöne Stadt. Auch sehenswert in der Vorweihnachtszeit ist Ladysmith, ein kleiner Ort in der Nähe von Nanaimo, in dem es eine Weihnachtsparade mit beleuchteten Fahrzeugen, Trucks und Feuerwerk gibt.
Wer noch nicht genug von Weihnachtslichtern hat, sollte einen Tag nach Vancouver fahren, um dort den Capilano Suspension Bridge Park zu besuchen. Hier ist alles voller Lichter und Dinge, die es zu entdecken gibt. An diesem Tag dachten wir, wir nutzen den Studierendenrabatt für die Wasserflugzeuge und fliegen die paar Kilometer mit dem Wasserflugzeug nach Vancouver. Die Vorfreude, in 20 Minuten in der Stadt zu sein, wurde beim Starten schnell getrübt. An diesem Morgen schneite es und war unglaublich windig, sodass wir ordentlich durchgeschüttelt wurden in dem kleinen Flugzeug. Die Aussicht auf den Stanley Park in Vancouver und der Anblick der verschneiten Stadt machten das Ganze allerdings wieder wett.
Zurück in Nanaimo musste man sich dann doch noch einmal an den Laptop setzen, um für die Finals zu lernen. Aber kaum waren die vorbei, wurde das zunächst bei einer Hausparty gebührend gefeiert, bevor es für die einen nach Hause ging und andere noch einmal auf Reisen.
Ein letztes Mal ging es in die Rockies für mich. Während ich im Sommer angenehme 25 Grad hatte, waren wir jetzt Mitte Dezember bei -25 Grad und viel Schnee. Auf dem Lake Louise konnte man Schlittschuhlaufen, und es wurden gerade Eisskulpturen mitten auf dem See aufgestellt. Um uns aufzuwärmen, verbrachten wir einen Nachmittag in einer heißen Quelle in Banff – inklusive Einfrieren unserer Haare. Der Winter in den Rockies war auf jeden Fall eine einzigartige Erfahrung.
Generell ist Nanaimo keine große Stadt. Es gibt genug Kneipen und „Clubs“, aber ein Großstadtfeeling kommt nicht auf. Mir persönlich hat es gut gefallen, einfach weil ich auch gerne wandern gehe. Dadurch, dass man aber auch schnell in Vancouver ist, kann man dort auch mal eine Partynacht verbringen. Wer keine Übernachtungskosten möchte, nimmt einfach die erste Fähre am Morgen zurück und kann dann bei Trollers Fish & Chips an der Harbourfront gute Fish & Chips essen.
Ich hatte ein super Semester, habe tolle Leute kennengelernt, mit denen ich immer noch Kontakt habe, und habe viel erlebt. Die Menschen sind ausnahmslos nett und bestätigen somit eins der kanadischen Klischees. Vancouver Island hat viel zu bieten, und alles um Vancouver herum ist absolut sehenswert. Man ist schnell in den USA, um die Westküste dort ebenfalls erkunden zu können, und hat somit alle Möglichkeiten, um unvergessliche Momente zu schaffen.
Ich habe die Zeit absolut positiv in Erinnerung und kann jedem nur empfehlen, sich von Kanada und Vancouver Island im Speziellen überzeugen zu lassen.