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Auslandssemester am ICMS: Rugbyspiele und mehr

Auslandssemester am ICMS: Rugbyspiele und mehr

Warum ist Australien so verrückt nach Rugby?

Ich habe schon immer gehört, dass alle Australier wie verrückt nach diesem Sport sind, aber ich habe mich immer gefragt: Warum? Warum sind die Australier so begeistert von diesem für mich zunächst unverständlichen Spiel? Warum spielen Menschen von klein bis groß an jedem Strand Rugby? Die Rugbybälle und die Präsenz des Rugbys spürt man überall. Als dann die Gelegenheit kam, mein erstes Rugbyspiel live zu sehen, gab ich meiner Neugier nach und entschied mich, zum ersten Mal ins Stadion zu gehen. Gemeinsam mit einer Vielzahl an ICMS-Studenten machten wir uns auf den Weg. Schon in den Straßen war die Aufregung zu spüren, denn überall sprach sich herum, dass dies das erste ausverkaufte Spiel seit Langem sein würde. Rund 42.000 Menschen strömten an einem Samstagmittag ins Allianz Stadium in Sydney. Wallabies (Australien) gegen die Pumas (Argentinien). Die Frage, die ich mir sofort stellte, war: Warum nennen sich diese Teams nach Tieren? Und tatsächlich steckt da Symbolik dahinter. Die Wallabies stehen für Australiens Tierwelt und Nationalstolz, während die Pumas seit den 60ern der Spitzname der Argentinier sind und für Stärke und Kampfgeist stehen.

Wenn man in die Gesichter der Menschen schaute, war die Vorfreude groß. Endlich wieder Rugby Championship. Für diejenigen, die nicht wissen, worum es sich hier handelt: Man kann es sich ungefähr so vorstellen wie eine Art Champions League der Südhalbkugel, nur eben mit Nationalteams statt Fußballvereinen. Es war ein durchaus wichtiges Spiel. Dann, endlich 10 Minuten vor Anpfiff, betraten wir das Stadion. Ich musste erst einmal innehalten und staunen. Das ganze Stadion war durchzogen mit den Farben der Wallabies (also in Gold und Grün), aber auch viele argentinische Fans waren vertreten. Nachdem wir uns endlich zu unseren Plätzen durchgekämpft hatten, ging es los. Die Luft knisterte vor Spannung, und ich wusste gar nicht, was mich jetzt eigentlich erwarten würde. Die Spieler wurden unter tosendem Jubel der Wallabies-Anhänger begrüßt und Flammenfontänen schossen im ganzen Stadion in die Höhe. Als dann als Nächstes die Nationalhymnen gespielt wurden, bekam ich sowohl bei der argentinischen als auch bei der australischen Hymne Gänsehaut. Wie euphorisch und voller Liebe für ihr Land mitgesungen wurde, nahm mir den Atem.

Und dann begann endlich das Spiel: 80 Minuten voller Adrenalin, aufgeteilt in 2 Hälften. Ich merkte direkt, dass das Halbwissen, welches ich mir mit ChatGPT angeeignet hatte, alles andere als reicht, um diese komplexe Sportart wirklich zu verstehen. Rugby ist viel mehr als 30 Spieler, die aufeinander zurennen und versuchen, sich zu tackeln. Ich verstand am Anfang nicht viel, aber mit der Zeit wurde das Spiel immer verständlicher, und als dann Punkt nach Punkt fiel, füllte sich das ganze Stadion mit lautstarkem Applaus und Jubelrufen. Besonders die argentinischen Fans, die deutlich in der Unterzahl waren, hatten viel zu bejubeln. Ihre Mannschaft nutzte die vielen Straftritte der Australier konsequent aus und setzte sich früh in Führung. Zwar kämpften sich die Wallabies in der zweiten Hälfte mit starken Angriffen zurück, doch am Ende reichte es nicht: Argentinien gewann knapp mit 28:26. Doch was mich verwunderte: Im Vergleich zum Fußball gab es weder Konfrontationen mit den gegnerischen Fans noch am Boden zerstörte Wallabies-Anhänger nach dem Abpfiff. Alle Fans kamen zusammen, um sich gemeinsam an dieser Sportart Rugby zu erfreuen. Darum ist Rugby in Australien so besonders. Es steht für weit mehr als 80 Minuten Spielzeit, es verkörpert Gemeinschaft, Stolz und diesen unverwechselbaren australischen Spirit.

Nach dem Spiel durften wir dann aufs Feld gehen und uns den Mannschaften nähern. Auch dies war ein sehr besonderer Moment. Danach ließen wir vielen ICMS-Studenten den Abend gemeinsam in einer Rooftopbar bei der Skyline in Sydney ausklingen.

Alles in allem war es ein sehr schöner, aufschlussreicher und spannender Tag, der mir die Seiten einer für mich völlig neuen, aber auf seine Art sehr faszinierenden Sportart gezeigt hat.

Wenn ihr Interesse an Sport und Neugierde für etwas vollkommen Neues habt, kann ich es euch nur ans Herz legen, diese Atmosphäre und Erfahrung selbst zu machen. Dann könnt ihr es selbst hautnah erleben, warum die Australier so verrückt nach dieser Sportart sind. Bei Ticketpreisen von 20 € werdet ihr den Stadionbesuch sicher nicht bereuen! Ich würde es immer wieder machen!